Die Bibliotheken

Die Schubert-Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus

Nach dem Tod des Industriellen und Kunstmäzens Nikolaus Dumba (Ausstellung der Bibliothek über Nikolaus Dumba) im Jahr 1900 gelangte aufgrund testamentarischer Verfügung ein Großteil seiner hochbedeutenden Sammlung von Schubert-Autographen in den Besitz der Stadt Wien. Dieses Legat bildete den Grundstock für die 1905 ins Leben gerufene Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus. Im Lauf der Jahre systematisch ausgebaut und auf Handschriften- sowie Druckschriftensammlung ausgedehnt, ist die Schubert-Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus heute die weltgrößte ihrer Art. Sie umfasst derzeit ca. 340 Notenautographe, Erstausgaben fast aller Kompositionen, zahlreiche spätere Ausgaben sowie Abschriften von fremder Hand, eigenhändige Schriftstücke, weitere Dokumente betreffend Schubert und seinen Freundeskreis sowie umfangreiche internationale Literatur über Schubert.

Die Schubert-Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus wird von Musikwissenschaftlern aus aller Welt aufgesucht. Sie enthält insbesondere unverzichtbares Quellenmaterial für die Neue Ausgabe sämtlicher Werke und andere quellenkritische Ausgaben der Kompositionen Schuberts. Über die Manifestation seines künstlerischen Willens hinaus geben die Notenautographe auch Einblick in seine Arbeitsweise. Sie sind weiters für die Datierung der Werke Schuberts von entscheidender Bedeutung, insbesondere da ein Großteil von ihnen erst nach seinem Tod publiziert und öffentlich aufgeführt wurde. Die Notenautographe Schuberts bilden daher mehr als im Fall anderer Komponisten auch Grundlage für die Darstellung seiner Karriere.

Über den rein musikwissenschaftlichen Aspekt hinaus sind immer wieder Stücke aus der Schubert-Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus für Ausstellungen gefragt. Besonders hervorzuheben sind hier die letzten beiden Schubert-Großausstellungen im Historischen Museum der Stadt Wien (1978 und 1997), in deren Zentrum der künstlerische Nachlass Schuberts stand. Diese beiden Ausstellungen wurden zum Großteil aus Materialien der Schubert-Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus bestückt, was einmal mehr Zeugnis für deren Bedeutung ablegt.

Die Musikhandschriften und Musikdrucke in der Schubert-Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus sind in einem klimatisierten und alarmgesicherten Tresorraum untergebracht, der konservierungs- und sicherheitstechnisch den modernsten Standards entspricht.


Loos-Ambiente


      Um 1910 ließ sich der Kaufmann Friedrich Boskovits von Loos im Hause Frankgasse 1 in Wien seine Wohnung neu einrichten. Als sie ihm einige Jahre später zu klein wurde, übersiedelte er um 1913 in die Bartensteingasse 9 und nahm auch ein Gutteil der Einrichtung mit. Das Haus Bartensteingasse 9 ist ein Werk von Ludwig Tischler und wurde 1885 erbaut. Für den neuen Mieter wurde die Hälfte der großen, repräsentativen Wohnung im ersten Stock abgetrennt. Adolf Loos fand hier typische Räume des späten Historismus vor, mit reich ausgestatteten Wänden und Plafonds, ein Ambiente, das wohl dem neuen Bewohner durchaus angenehm gewesen sein wird. Denn Loos ging sehr behutsam mit der historischen Bausubstanz und deren Dekor um, und seine Einbauten und Hinzufügungen sind erst bei genauerem Hinsehen als solche zu erkennen. Durch das Abtrennen galt es, neue Räume zu schaffen sowie die Zugänglichkeit neu zu organisieren. Dazu wurden Türöffnungen vermauert und neue geschaffen, Trennwände abgerissen und neue errichtet sowie umfangreiche Adaptierungen der technischen Infrastruktur vorgenommen. Die gesamte Wohnung trägt somit die Handschrift von Loos, wobei sie im Speisezimmer am deutlichsten erkennbar ist. Seit 1991 ist in diesen historischen Räumen die Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus untergebracht.
      Literatur
      1. Zur Eröffnung der neuen Musiksammlung, hrsg.v. Herwig Würtz. - Wien : Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1991