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D 114 Romanze

zum Notenmanuskript


Signatur: Mus.Hs. 19487
Titel: Romanze
Alternativer Titel: Ein Fräulein klagt' im finstern Turm
Zusatztitel: [1. Fassung]
Kopftitel: Romanze.
Textincipit: Ein Fräulein klagt im finstern Turm
beteiligte Personen: Matthisson, Friedrich von (1761–1831) (Textautor)
Datierung: Im September 1814
Entstehungszeitraum: 3. Quartal 1814
Neue Schubert-Ausgabe (Bd.-Nr.): IV/7


Ausgabeform: Klavierpartitur
Dokumententyp: Reinschrift
Gattung: Lieder --> Deutsche Lieder (ohne Liederzyklen und Kanons)
Besetzung: Solo vokal
Singstimme
Klavier (zweihändig)
Sprache des Liedtextes: deutsch


Beschreibmaterial: Tinte braun
Beschreibstoff: Papier weißlich
Größe (in cm): 32 x 23,5
Format: qu 4°
Seiten: 1 Einzel-, 1 Doppelblatt (5 S.)
Kommentar: Sammelmanuskript (D 114: Bl. 9r–11v) mit D 492, D 208 (Fragment), D 752 (unvollständig), D 754, D 715, D 719, D 720, D 955 und D 848. Stimmenbezeichnungen: "Singstim[m]e", "Fortepiano". Am Ende des Liedes die Angabe des Textdichters: "Matthisson".


Text (Schubert): Ein Fräulein klagt im finstern Thurm
Am Seegestad' erbaut:
Es rauscht' und heulte Wog' und Sturm
In ihres Jammers Laut.

Rosalia von Montanvert
Hieß manchem Troubadour
Und einem ganzen Ritterheer
Die Krone der Natur.

Doch ehe noch ihr Herz die Macht
Der süßen Minn' empfand,
Erlag der Vater in der Schlacht
Am Sarazenenstrand.

Der Ohm, ein Ritter Manfry, ward
Zum Schirmvogt ihr bestellt;
Dem lacht' ins Herz, wie Felsen hart,
Des Fräuleins Gut und Geld.

Bald überall im Lande ging
Die Trauerkund' umher:
»Des Todes kalte Nacht umfing
Die Rose Montanvert.«

Ein schwarzes Todtenfähnlein wallt
Hoch auf des Fräuleins Burg.
Die dumpfe Leichenglocke schallt
Drey Tag. und Nächt' hindurch.

Auf ewig hin, auf ewig todt,
O Rose Montanvert!
Nun milderst du der Witwe Noth,
Der Waise Schmerz nicht mehr.

So klagt einmüthig Alt und Jung,
Den Blick von Thränen schwer,
Vom Frühroth bis zur Dämmerung,
Die Rose Montanvert!

Der Ohm in einem Thurm sie barg,
Erfüllt mit Moderduft.
Drauf senkte man den leeren Sarg
Wohl in der Väter Gruft.

Das Fräulein horchte still und bang
Der Priester Litaney';n,
Trüb in des Kerkers Gitter drang
Der Fackeln rother Schein.

Sie ahnte schaudernd ihr Geschick;
Ihr ward so dumpf so schwer;
Im Todesgram erstarb ihr Blick,
Sie sank und war nicht mehr.

Des Thurms Ruinen an der See
Sind heute noch zu schaun,
Den Wandrer faßt in ihrer Näh'
Ein wundersames Graun.

Auch mancher Hirt verkündet euch,
Daß er, bey Nacht allda
Oft, einer Silberwolke gleich,
Das Fräulein schweben sah.


Sammlung: Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (Link zum Katalog)
Vorbesitzer: Schubert, Ferdinand
Diabelli, Anton
Pfarre St. Peter (Wien)


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