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D 166 Amphiaraos

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Signatur: MH 71
Titel: Amphiaraos
Kopftitel: Amphiaraos. Körner.
Textincipit: Vor Thebens siebenfach gähnenden Thoren
beteiligte Personen: Körner, Theodor (1791–1813) (Textautor)
Datierung: Den 1. März 1815. [Am Ende:] Den 1. März 1815. / In 5 Stunden.
Entstehungszeitraum: 1. Quartal 1815
Neue Schubert-Ausgabe (Bd.-Nr.): IV/8


Ausgabeform: Klavierpartitur
Dokumententyp: Arbeitsmanuskript
Gattung: Lieder --> Deutsche Lieder (ohne Liederzyklen und Kanons)
Besetzung: Solo vokal
Singstimme
Klavier (zweihändig)
Sprache des Liedtextes: deutsch


Wasserzeichen: 62 , 64
Beschreibmaterial: Tinte braun
Beschreibstoff: Papier bräunlich
Größe (in cm): [f 1-4] 31,2 x 23,4 (25,4 x 18,5); [f5, 6] 30,8 x 23,2 (25,2 x 18,5)
Format: qu 4°
Seiten: 6 Bll. (11 S.)
Kommentar: Bleistiftkorrekturen; Eintragungen von fremder Hand (s. kritischen Bericht). Stimmenbezeichnungen: "Singst.", "Fortepiano".


Text (Schubert): Vor Thebens siebenfach gähnenden Thoren
Lag im furchtbaren Brüderstreit
Das Heer der Fürsten zum Schlagen bereit,
Im heiligen Eide zum Morde verschworen.
Und mit des Panzers blendendem Licht
Gerüstet, als gält' es die Welt zu bekriegen
Träumen sie jauchzend von Kämpfen und Siegen,
Nur Amphiaraos, der Herrliche, nicht;

Denn er liest in dem ewigen Kreise der Sterne:
Wen die kommenden Stunden feindlich bedrohn.
Des Sonnenlenkers gewaltiger Sohn
Sieht klar in der Zukunft nebelnde Ferne.
Er kennt des Schicksals verderblichen Bund,
Er weiß, wie die Würfel die eisernen fallen,
Er sieht die Möira mit blutigen Krallen,
Doch die Helden verschmähen den heiligen Mund.

Er sah des Mordes gewaltsame Thaten,
Er wußte, was ihm die Parze spann.
So ging er zum Kampf ein verlorner Mann,
Von dem eignen Weibe schmählich verrathen.
Er war sich der himmlischen Flamme bewußt,
Die heiß die kräftige Seele durchglühte,
Der Stolze nannte sich Apolloide,
Es schlug ihm ein göttliches Herz in der Brust.

"Wie? ich? zu dem die Götter geredet,
Den der Wahrheit heilige Düfte umwehn,
Ich soll in gemeiner Schlacht vergehn,
Von Periclimenos Hand getödtet?
Verderben will ich durch eigene Macht,
Und staunend vernehm' es die kommende Stunde,
Aus künftiger Sänger geheiligtem Munde,
Wie ich kühn mich gestürzt in die ewige Nacht."

Und als der blutige Kampf begonnen,
Und die Ebne vom Mordgeschrey widerhallt,
So ruft er verzweifelnd: "Es naht mit Gewalt,
Was mir die untrügliche Parze gesponnen;
Doch wogt in der Brust mir ein göttliches Blut,
Drum will ich auch werth des Erzeugers verderben!
Und wandte die Rosse auf Leben und Sterben,
Und jagt zu des Stromes hochbrausender Fluth.

Wild schnauben die Rosse, laut rasselt der Wagen
Das Stampfen der Hufe zermalmet die Bahn.
Und schneller und schneller noch rast es heran,
Als gält' es die flüchtige Zeit zu erjagen.
Wie wenn er die Leuchte des Himmels geraubt,
Kommt er im Wirbeln der Windsbraut geflogen;
Erschrocken heben die Götter der Wogen,
Aus schäumenden Fluthen das schilfichte Haupt.

Und plötzlich, als wenn der Himmel erglühte,
Stürzt ein Blitz aus der heitern Luft,
Und die Erde zerreißt sich zur furchtbaren Kluft;
Da rief laut jauchzend der Apolloide:
"Dank dir, Gewaltiger, fest steht mir der Bund,
Dein Blitz ist mir der Unsterblichkeit Siegel,
Ich folge dir Zeus!" Und er faßte die Zügel
Und jagte die Rosse hinab in den Schlund.


Sammlung: Wienbibliothek im Rathaus (Link zum Katalog)
Vorbesitzer: Schubert, Ferdinand
Anton Diabelli & Co.: Verlagshaus
C. A. Spina: Verlagshaus
Dumba, Nikolaus


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