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D 152 Minona

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Signature: MH 70
Title: Minona
Title of the autograph: Minona. / Ballade von Bertrand / In Musik gesetzt von / Franz Schubert.
Head title: [ohne Kopftitel]
Text incipit: Wie treiben die Wolken so finster und schwer
Persons involved: Bertrand, Friedrich Anton Franz (1757–1830) (Text author)
Dated: without date
investigated date: Summer 1815
Period of origin: 2nd quarter 1815 to 3rd quarter 1815
Neue Schubert-Ausgabe (vol. no.): IV/7


Kind of issue: piano score
Type of document: final stage
Genre: lieder --> german lieder (without lieder cycles and canons)
Instrumentation: vocal solo
voice
piano (two hands)
Text language: deutsch


Watermarks: 62
Material for writing down: ink black-brown
Paper for writing onto: Paper brown-grey
Height and width (in cm): 31,9 x 23,4 (25,1 x 18,5)
Format: landscape 4°
Pages: 1 sheet + 3 double sheet (14 p.)
Comment: Parts: "Singst.", "Pianoforte".


Text by Schubert: Wie treiben die Wolken so finster und schwer
Über die liebliche Leuchte daher.
Wie rasseln dir Tropfen auf Fenster und Dach,
Wie treibet's da draußen so wühtig und jach,
Als trieben sich Geister in Schlachten.

Und Wunder, wie plötzlich die Kämpfenden ruhn,
Als bannten jetzt Gräber ihr Treiben und Thun.
Und über die Heide, und über den Wald
Wie weht es so öde, wie weht es so kalt,
So schaurig vom schimmernden Felsen!

O Edgar! wo schwirret dein Bogengeschoß,
Wo flattert dein Haarbusch? Wo tummelt dein Roß?
Wo schnauben die schwärzlichen Doggen um dich?
Wo spähst du am Felsen Beute für mich?
Dein harret das liebende Mädchen!

Dein harret o Jüngling im jeglichen Laut,
Dein harret so schmachtend die zagende Braut.
Es dünkt ihr zerrissen das lieblich Band,
Es dünkt ihr so blutig das Jägergewand -.
Wohl minnen die Todten uns nimmer.

Noch hallet den moosigen Hügel entlang,
Wie Harfengelispel ihr Minnegesang,
Was frommt es? Schon blicken die Sterne der Nacht
Hinunter zum Bette von Erde gemacht,
Wo eisern die Minnenden schlafen.

So klagt sie, und leise tappt's draußen umher,
Es winselt so innig, so schaudernd und schwer,
Es faßt sie Entsetzen, sie wanket zur Thür,
Bald schmiegt sich die schönste der Doggen vor ihr,
Der Liebling des harrenden Mädchens.

Nicht wie sie noch gestern mit kosendem Drang,
Ein Bothe des Lieben zum Busen ihr sprang,
Kaum hebt sie vom Boden den trauernden Blick,
Schleicht nieder zum Pförtchen, und kehret zurück,
Die schreckliche Kunde zu deuten.

Minona folgt schweigend mit bleichem Gesicht,
Als ruft' es die Arme vor's hohe Gericht -
Es leuchtet so düster der nächtliche Strahl
Sie folgt ihr durch Moore, durch Heiden und Thal,
Zum Fuße des schimmernden Felsen.

Wo weilet, o schimmernder Felsen der Tod?
Wo schlummert der Schläfer, vom Blute noch roth?
Wohl war es zerrissen das liebliche Band,
Wohl hatt' ihm, geschleudert von tückischer Hand
Ein Mordpfeil den Busen durchschnitten.

Und als sie nun nahet mit ängstlichem Schrey,
Gewahrt sie den Bogen des Vaters dabey,
O Vater, o Vater, verzeih' es dir Gott,
Wohl hast du mir heute mit frevelndem Spott,
So schrecklich den Dräuschwur erfüllet!

Doch, soll ich zermalmet von hinnen nun gehn?
Er schläft ja so lockend, so wonnig, so schön!
Geknüpft ist auf ewig das eherne Band -
Und Geister der Väter im Nebelgewand
Ergreifen die silbernen Harfen!

Und plötzlich entreißt sie mit sehnender Eil
Der Wunde des Lieben den tödtenden Pfeil,
Und stößt ihn, ergriffen von innigem Weh,
Mit Hast in den Busen so blendend als Schnee,
Und sinkt am schimmernden Felsen.


Collection: Wienbibliothek im Rathaus (Link zum Katalog)
Previous owner: Schubert, Ferdinand
Anton Diabelli & Co.: Verlagshaus
Dumba, Nikolaus


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e-mail: post@wienbibliothek.at

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