Briefe
Brief vom 19.05.1819 an Hüttenbrenner, Anselm (1794 - 1868)
HIN 025600
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Signatur: | HIN 025600 |
Datum: | 19.05.1819 |
Empfänger: | Hüttenbrenner, Anselm (1794 - 1868) |
Brieftext: | Wien 19. May 1819. Lieber Freund! Ein Schelm bist Du, das ist richtig!!! Ein ]ahrzehend verfließt schon, eh Du Wien wieder siehst. Bald sitzt ihm das, bald jenes Mädchen in dem Kopf, ey so hohle der Teufel alle Mädchen, wenn Du Dich gar so von Ihnen behexen läßt. Heurathe in Gottes Nahmen, so hat die Geschichte ein Ende. – Freylich kannst Du auch sagen, wie Caesar, lieber in Grätz der Erste, als in Wien der zweyte. Nun dem sey wie immer, ich bin einmahl fuchsteufelswild, dß Du nicht da bist. Cornet erfährt obiges Sprichwort noch mehr wie Du. Gott gesegne ihms. Ich werde zuletzt auch nach Grätz kommen, u. mit Dir rivalisiren. – Neues gibts hier Weniges, wenn man was Gutes hört, so sind es immer alte Sachen. – Letzthin wurde bey uns Othello von Rossini gegeben. Außerm Radichi wurde alles recht gut exequirt. Diese Oper ist bey weitem besser, d. h. characteristischer als Tancred. Außerordentliches Genie kann man ihm nicht absprechen. Die Instrumentirung ist manchmahl höchst originell, auch der Gesang ist es manchmahl, u. außer den gewöhnlichen ita1ienischen Gallopaden u. mehreren Reminiscenzen aus Tancred. – Trotz eines Vogels ist es schwer, wider Canaillen von Weigl, Treitschke etc. zu manövriren. – Drum gibt man statt meiner Operette andere Ludern, wo einem die Haare zu Berge stehen. Semiramis von Catel wird nächstens gegeben werden mit einer unendlich herrlichen Musik. - Herr Stümer, Tenorist von Berlin, welcher schon in mehreren Opern sang, wird auch hier debutiren. Seine Stimme ist ziemlich schwach, keine Tiefe, beständige Falset-Höhe. – Nun weiß ich nichts mehr. Componire fleißig u. laß uns was zu Theil werden. Lebe recht wohl. Wien den 19. May 1819 |
Sammlung: |
Wienbibliothek im Rathaus
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